Artikel und Standpunkte zur Astrologie
Querverbindungen im Horoskop
- am
Beispiel von Popstar Madonna
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Madonna Louise Veronica Ciccone
wurde als drittes von acht Kindern Italo amerikanischer Eltern geboren. Nach
dem Wunsch ihrer streng katholischen Mutter, welche starb, als Madonna fünf
Jahre alt war, hätte Sie als Novizin in einen Orden eintreten sollen. Mit
der Stiefmutter, der ehemaligen Haushälterin, verstand sie sich nicht gut.
Nach dem Schulabschluss 1976 erhielt sie ein Tanz-Stipendium und kam
'mit 35 Dollar in der Tasche' nach New York. Sie besuchte dort eine
Ballettschule und verdiente sich gleichzeitig Geld als Tänzerin,
Verkäuferin, Serviererin, spielte in Pornofilmen mit und war
Backgroundsängerin. Als 'materialistisches Girl in einer materialistischen
Welt' (Songtitel) ging sie zahlreiche Zweckbeziehungen mit denjenigen
Musikern, Tänzern, Designern und Diskjockeys ein, welche Ihrer Karriere
förderlich sein konnten.
Ihre erste Platte 'Madonna' begründete
ihren Welterfolg - wie die folgenden Alben war sie ein Millionen-Seller.
Abgesehen von ihrem großen Ehrgeiz, einem unermüdlichen Arbeitseinsatz und
Disziplin ist Madonna auch das Produkt eines geschickten
Marketing-Feldzuges, der sich eine neu aufgeblühte
'Marilin-Monroe-Sehnsucht' bewusst zunutze machte. Die Mischung aus einer
Art Heiligenfigur (Welthit: 'Like a virgin' - Wie eine Jungfrau) und
verführerischer Hure verfehlte ihre Wirkung nicht.
Ihre Karriere als
Schauspielerin war hingegen wechselhaft: Neben Erfolgen und Lob von der
Kritik musste sie auch katastrophale Beurteilungen hinnehmen. Trotzdem ist
Madonna mit über 300 Millionen verkauften Tonträgern und geschätzt einer
Milliarde Dollar Vermögen eine der erfolgreichsten Künstlerinnen aller
Zeiten.
"Ihr Astrologen müsst doch
wirklich immer um fünf Ecken herum denken!" - so der wohlwollende Kommentar
eines interessierten Laien bei meinem Versuch, ihm zu erklären, wie ich zu
einer (zutreffenden) Interpretation komme. Recht hat er. Dem Außenstehenden
mag es fast selbstquälerisch erscheinen, wie viele Faktoren ein
gewissenhafter Sterndeuter in seinem Kopf hin und her bewegt, bis er sich
schließlich zu einem konkreten Urteil durchringt. Lohnt sich denn diese
geistige Akrobatik überhaupt?
Astrologie-Einsteiger sind froh, wenn
sie Tierkreiszeichen und Planeten halbwegs verstanden haben, um
ihren Bekanntenkreis dann mit bahnbrechenden Erkenntnissen zu verblüffen :-)
Dieses Glück währt aber nicht lange. Denn wer sich in der Astrologie
wirklich auskennen möchte, muss sich als nächstes mit den Häusern und
Häuserherrschern auseinander setzen. Für den einen wird es immer spannender.
Manch anderer gibt dann entnervt auf...
Ohne die Häuser zu berücksichtigen bedeutet ein
Mars-Uranus-Quadrat in etwa folgendes:
Die Durchsetzung (Mars) lässt sich
schwer vereinbaren mit der Exzentrik (Uranus), der Abweichung von der Norm.
-> Impulsives, unerwartetes Handeln, ein stark schwankendes
Aktivitätsniveau, blitzartige Energieentladungen, Rebellion gegen
Konventionen, Konfliktfreude und Innovationskraft - sind gängige Deutungen
dieses Aspekts.
Nun beziehen wir die Häuserebene ein:
-
Mars
steht im 9. Haus, Uranus
steht im 12. Haus.
- Mars
herrscht im 8. Haus
(Widder
)
und im 3. Haus
(als traditioneller Herrscher des Skorpion
).
- Uranus
herrscht im 6. Haus (Wassermann
)
.
(Eine Einführung zu den Häuserherrschern finden
Sie auch
hier.)
Die Sprengkraft und das exzentrische
Energiepotential von Madonnas Mars-Uranus-Verbindung entfaltet sich also
auf den folgenden Gebieten:
- 3. Haus: Wie sehe ich aus?
Wie bewege ich mich? Wie kommuniziere ich? -
Mein körperliches Auftreten.
- 6. Haus: Wie inszeniere ich
mich, wie stelle ich Gefühle dar? Wie arbeite ich? Wie füge ich mich
ein und passe mich an?
- 8. Haus: Was ist für mich verbindlich und
absolut? Wie sieht meine persönliche Ideologie aus? Worauf konzentrieren
sich meine festen Partnerschaften?
-
9. Haus: Welches Image genieße
ich? Wie vertrete ich meine Ideen nach außen hin? Gelingt es mir, meine
Lebenseinstellung überzeugend darzustellen?
-
12. Haus: Welche Rolle spiele ich
in der Öffentlichkeit / in den Medien? Wo bin ich undurchschaubar /
vielschichtig? Worin liegt mein Zugang zu Kunst, Religion, Spiritualität?
Zwei Dinge fallen hier besonders auf:
Erstens
stehen beide Planeten über dem Horizont.
Wo ein Planet steht, ist vordergründig die Bühne, auf der er wie ein
Schauspieler auftritt. Madonnas exzentrische Durchsetzung gemäß ihres
Mars-Uranus-Quadrats findet auf der öffentlichen Bühne statt!
Zweitens sind vier der fünf berührten Häuser variable Häuser, in denen etwas
dargestellt oder vermittelt wird. Nur das 8. Haus, in dem es um Madonnas
persönliche Überzeugungen oder auch verbindlichen Beziehungen geht, bildet
eine Ausnahme. Es geht hier also in erster Linie um Außenwirkung.
Eine weitere Querverbindung besteht in der Verknüpfung desjenigen Hauses, in
dem ein Planet steht mit dem Haus, in dem er herrscht. Im Falle von Madonna
steht zum Beispiel Mars im 9. Haus und herrscht im 8. Haus. Die Themen
dieser beiden Häuser sind zusätzlich zum bereits Gesagten besonders stark
miteinander verwoben. Um zu zeigen, wie diese Dynamik in einer Biographie
greift, sollen nun alle derartigen Herrscher von X in Y - Beziehungen bei
Madonna kurz gedeutet werden. Doch vorab ein wenig Technik:
Eine Herrscherliste erstellen
Wir bestimmen
zunächst, wo die Planeten im Geburtsbild von Madonna stehen. Bei den
meisten Planeten ist auf dies den ersten Blick problemlos erkennbar.
Nur bei Merkur und Pluto
(am Aszendenten) und Jupiter
(vor der
Hausspitze 3) sollten wir etwas genauer hinsehen. Manche Astrologen
wenden hier eine Faustregel an, welche besagt, dass der Bereich von
5 oder 3 Grad vor einer Hausspitze grundsätzlich schon diesem Haus
zuzurechnen sei.
Um herauszufinden, ob ein Planet schon zum
folgenden Haus gezählt wird, messen wir die Größe desjenigen Hauses,
in dem er sich exakt befindet und prüfen, ob er im letzten Sechstel
liegt: Merkur und Pluto stehen rein technisch gesehen am Ende des
zwölften Hauses, welches eine Größe von etwas mehr als 27 Grad hat.
Ein Sechstel des zwölften Hauses wären ca. 4 1/2 Grad. Wenn ein
Planet also weniger als 4 1/2 Grad vor dem Aszendenten steht, gehört
er unserer Ansicht nach bereits zum ersten Haus.
Dies trifft
für Merkur eindeutig zu, da er weniger als 3 Grad vom Aszendenten
entfernt ist. Pluto ordnen wir hingegen dem zwölften Haus zu, da
sein Abstand zum Aszendenten 6 1/2 Grad beträgt. Wie verhält es sich
nun mit Jupiter? Das zweite Haus misst 28 1/2 Grad, ein Sechstel
davon sind 4 3/4 Grad. Jupiter ist aber nur 4 1/3 Grad von der
Hausspitze 3 entfernt und zählt damit schon zum dritten Haus.
Im Fall von Madonna würde die oben erwähnte 5-Grad-Faustregel
für alle drei Planeten zum selben Ergebnis führen, weil die
betrachteten Häuser annähernd 30 Grad breit sind. Vor allem bei sehr
schmalen und sehr breiten Häusern empfehlen wir jedoch dringend, das
Sechstel genauer zu bestimmen.
Wir halten also fest: Merkur
steht für unsere Deutung im ersten Haus, Pluto steht eindeutig im
zwölften Haus und Jupiter ordnen wir dem dritten Haus zu. Die
restlichen Planetenpositionen sind offensichtlich.
Nun zu der
- zumindest für Einsteiger - nicht ganz so leicht zu beantwortenden
Frage, wo die Planeten herrschen. Nehmen wir als Beispiel den Mond:
Der Mond gilt als 'Herrscher' desjenigen Horoskophauses, dessen
Anfangslinie/Spitze in sein wesensverwandtes Zeichen Krebs
fällt.
Bei Madonna ist der Mond der Herrscher des elften Hauses, da die
Hausspitze 11 im Krebs liegt.
Im Horoskop von Madonna liegen alle
zwölf Hauspitzen in verschiedenen Zeichen, was die Sache
vereinfacht. In vielen Geburtsbildern ist die Verteilung nicht so
gleichmäßig, d.h. bestimmte Tierkreiszeichen beherbergen dann zwei
Hausspitzen, andere hingegen gar keine. Falls ein Tierkreiszeichen
ganz in einem Haus eingeschlossen ist, gilt der dazugehörige Planet
als gleichwertiger Mitherrscher dieses Hauses.
So ergibt sich
die folgende Herrscherliste für Madonnas Horoskop:
Madonnas Herrscherdynamik kurz gedeutet
Anhand von ein paar Schlaglichtern zu Madonna möchte ich verdeutlichen,
wie treffend die Querverbindungen zwischen der Hausposition eines Planeten
und dessen beherrschtem Haus die Lebensthemen eines Menschen
widerspiegeln können:
1. Der Mond steht im ersten und herrscht im
elften Haus (Krebs)
Madonna fühlt sich als 'Jungfrau' (Mond in der
Jungfrau, siehe auch die keuschen Pläne ihrer verstorbenen Mutter = Mond).
Ihre instinktive (1. Haus) Weiblichkeit (Mond) schlägt jedoch aus der Art
und begründet ihre höchst individuelle Rolle in der Öffentlichkeit (Mond als
Herrscher des 11. Hauses).
2. Merkur steht im ersten und herrscht
auch im ersten Haus (Jungfrau)
In ihrer Triebhaftigkeit und ihren
körperlich-instinktiven Bedürfnissen (1. Haus), welche durch das Zeichen
Jungfrau (emotionale Anpassungsfähigkeit, ökonomisch-materielle
Flexibilität) charakterisiert sind, ist Madonna sich zunächst einmal selbst
genug (der Herrscherplanet Merkur steht in seinem eigenen Haus). Sie braucht
z.B. nicht unbedingt einen Partner, um sich instinktiv wohlzufühlen, kein
Wunder also, dass Ihre jeweiligen Liebhaber zeitweise eher austauschbar zu
sein schienen.
3. Merkur steht im ersten und herrscht im zehnten Haus
(Zwillinge)
Ihre grundlegenden Anlagen (1. Haus) zielen aber auch
ganz klar darauf ab, Karriere zu machen und öffentliche Bedeutung zu
erlangen (10. Haus), und zwar auf Zwillings-Art (körperlich wendig,
jugendlich und gewitzt). Merkur bildet jedoch einen Quadrataspekt (90
Grad-Winkel) zu der von ihm selbst beherrschten Hausspitze 10, dem Medium
Coeli. Es gibt hier also auch Fehlschläge, welche Madonnas Ehrgeiz nur noch
mehr anstacheln dürften.
4. Die Sonne steht im zwölften und herrscht
im zwölften Haus (Löwe).
Madonnas Handeln (Sonne) entfaltet sich
künstlerisch auf der öffentlichen Bühne und in den Medien (12. Haus), sonst
wäre sie vielleicht tatsächlich im Kloster (auch 12. Haus) gelandet! In
ihrem künstlerischen Selbstausdruck ist sie völlig unabhängig (die Sonne
herrscht im eigenen 12. Haus). Gerade dadurch kann sie sich über
Konventionen hinwegsetzen, Zeittrends vorwegnehmen und lässt sich nie auf
ein bestimmtes Schema festlegen. Vor allem ihre späteren Aktivitäten zeigen
dies.
5. Venus steht im elften und herrscht im zweiten Haus (Waage)
Der Ort, wo Madonna gerne Kontakte knüpft, Anklang finden möchte und
attraktiv wirken will (Venus) ist ihre gesellschaftliche Position (11.
Haus). Dies erreicht sie nicht zuletzt mit Hilfe ihres ästhetischen (Waage)
Körpers (2. Haus). Ihr Kontaktverhalten dient aber auch unmittelbar dem
Broterwerb (2. Haus) und verhilft ihr ferner zu einer Art 'Wir-Gefühl'
welches sie aufgrund ihrer angeschlagenen Familienverwurzelung (Herrscher
des zweiten Hauses im elften Haus, Konstellation Venus/Uranus) schmerzlich
vermissen musste.
6. Venus steht im elften und herrscht im neunten
Haus (Stier)
Mit ihrem provokanten Kontaktverhalten und sehr
individualistischen Selbstverständnis als begehrte Frau (Venus im 11. Haus)
möchte Madonna aber auch etwas von ihrer persönlichen Lebensphilosophie (9.
Haus) vermitteln: 'I am a material girl, living in a material world.' Das
soziale Umfeld (9. Haus) einer kinderreichen Familie, welche vom Einkommen
eines Automechanikers lebte, dürfte durchaus von materiellen Themen (Stier
im neunten Haus) dominiert gewesen sein.
Das englische
Eigenschaftswort 'material' hat aber noch eine Reihe von anderen
Bedeutungen: wesentlich in dem Sinne, dass man 'zur Sache' kommt, und
stofflich-physisch-sinnlich also gerade eben nicht spirituell! Von dieser
Spannung zwischen einer tiefgläubigen leiblichen Mutter (viertes Haus
Schütze) einerseits und andererseits dem eher an den harten Realitäten
ausgerichteten Vater (fünftes Haus Steinbock) zusammen mit einer wohl mehr
praktisch orientierten Stiefmutter (Mond in Jungfrau) ist Madonna ein
beredtes Zeugnis.
7. Mars steht im neunten und herrscht im achten
Haus (Widder)
Ein gewisser Kampf-Geist (Mars im 9. Haus) und die
Schlagkraft von Parolen, welche mit fast religiösem Sendungsbewusstsein
vorgetragen wurden, prägte das Auftreten von Madonna als Popstar. Wie eine
Missionarin oder Werbestrategin trug sie ihre eindeutigen (Widder),
schlichten Glaubenssätze und auch manche Tabus (8. Haus) nach außen und
erzielte auf diese Weise Breitenwirkung (9. Haus). Sie hat damit das Image
(9. Haus) eines Sex (Mars) - Symbols (8. Haus) erworben.
Hier noch
eine ausführlichere Deutung dieser Konstellation, ein Auszug aus der
Charakterdeutung Querverbindungen:
"...Ihre Art, öffentlich Standpunkte zu vertreten
und auch der Weg zu Ihrer persönlichen 'Lebensphilosophie' ist angetrieben
vom Bedürfnis nach Eindeutigkeit, absolut gültigen Prinzipien, einem fast
magischen Glaubensbekenntnis, mit dem Sie andere mitreißen. Gerade indem Sie
Außenwirkung erzielen, Überzeugungsarbeit leisten, ein 'Image' im sozialen
Umfeld genießen, festigen Sie Ihre eigenen Glaubensinhalte.
In Ihnen
steckt eine ordentliche Portion Missionsgeist, auch wenn Sie diesen
vielleicht tolerant und liebevoll verpacken mögen. Ein Missionar ist
entgegen allem Anschein meist von größeren Anfechtungen geplagt, als dies
bei normalen Sterblichen der Fall ist. Das Reisen und erfolgreiche Bekehren
anderer, sein 'Sendungsbewusstsein' und Charisma, hilft ihm nicht zuletzt
bei der Bewältigung eigener Glaubenszweifel.
Ob Sie nun eher
'Moralapostel' sind oder gar eine Art 'Sexsymbol' (auch das entspricht
dieser Konstellation!), ob Sie aktiv missionieren oder scheinbar ohne
eigenes Zutun zur Kultfigur für die Wertvorstellungen und Sehnsüchte einer
Gesellschaftsgruppe werden: Ihre Vorstellungen und Überzeugungen (unabhängig
welchen Inhalts) haben immer eine gewisse Breitenwirkung. Andere nehmen
Ihnen das ab, worüber Sie sich selbst vielleicht innerlich gar nicht so
sicher sind!
Paradoxerweise verhält sich dies oft gerade bei
denjenigen Menschen so, die bei Pflegefamilien aufwuchsen, deren
Sozialisation Brüche aufwies, was ja die Festigung von Prinzipien und
Bindungen zunächst erschwerte. Ihr Charisma, die Fähigkeit, nicht unbedingt
allein mit Worten, sondern mit Ihrer gesamten Ausstrahlung zu überzeugen,
sollte nicht ungenutzt bleiben.
Werbung und Propaganda, religiöse
oder politische Öffentlichkeitsarbeit sind nur ein paar Anregungen hierfür.
Bedenken Sie jedoch auch, dass Sie selber sehr empfänglich für einfache und
scheinbar zwingend überzeugende ideologische Formeln sein könnten. Da Sie
einmal übernommene Glaubensinhalte mit größtem Nachdruck vertreten, fehlt
Ihnen möglicherweise die kritische Distanz, um Doktrinen dann auch wieder
aufzugeben, wenn diese sich als Irrweg erweisen sollten."
Quelle:
Querverbindungen Charakterdeutung Madonna, S. 33
Die komplette
Charakterdeutung Madonna finden Sie
hier.
8. Jupiter steht im dritten und
herrscht im vierten Haus (Schütze)
Diese Konstellation geht in eine
ganz ähnliche Richtung wie die vorherige: Ausgiebig und (auf Jupiter-Art)
mit religiösen Zubehörteilen geschmückt stellte Madonna etwas dar (3. Haus),
was sie aber auch wirklich innerlich empfand (Jupiter herrscht im 4. Haus).
Deshalb wirkte sie auf viele Fans sehr authentisch. Andere hingegen
empfanden ihre Selbstdarstellung als überdreht und gekünstelt - ein Beispiel
dafür, wie sich Herrscherbeziehungen auch manchmal umkehren können: Das
Auftreten / 3. Haus dient dann nicht der eigenen Gefühlsidentität / 4. Haus,
sondern es erscheint eher so, als ob das Gefühlsleben ausschließlich auf
'Wirkung' ausgerichtet sei.
9. Saturn steht im vierten und
herrscht im fünften Haus (Steinbock)
Bedingt durch den Tod ihrer
leiblichen Mutter enthält Madonnas Gefühlsleben eine stark melancholische
Komponente (Saturn im vierten Haus). Ihr Vater (Saturn als Herrscher des 5.
Hauses, Steinbock) übernahm zwangsläufig die Mutterrolle (4. Haus) mit und
gab ihr wohl auch einen gewissen Halt (Sonne Trigon Saturn). Gleichzeitig
dürfte mit dieser traurigen Lebenswende der Grundstein für ihr musikalisches
Talent und ihre kreative Ausdrucksfähigkeit (5. Haus) gelegt worden sein, an
der sie ja bekannterweise schon immer sehr diszipliniert arbeitet (Saturn).
10. Uranus steht im zwölften und herrscht im sechsten Haus (Wassermann)
Madonnas unkonventionelles und immer wieder auch provozierendes (Uranus)
Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit (12. Haus) erfüllt für sie
paradoxerweise die Funktion, sich eingliedern zu können (6. Haus:
Wassermann). Ihre öffentliche Rolle bedeutet für sie im Sinne des 6. Hauses
sowohl Arbeit, als auch ein Ventil, Emotionen loszuwerden.
11.
Neptun steht im dritten und herrscht im siebten Haus (Fische)
Man
sagt dieser Neptunposition oft eine unklare und verschwommene (Neptun)
Ausdrucksweise (3. Haus) nach oder mutmaßt, dass der Horoskopeigner leicht
übersehen wird. Dies ist im Falle von Madonna, wie wir sie kennen, wohl kaum
zutreffend und mit zusätzlich Jupiter vor der Spitze 3 auch astrologisch
eher unwahrscheinlich. Da Neptun unter anderem auch für die Medien stehen
kann, stellte Madonnas Berufsweg für Sie eine ideale Möglichkeit dar, sich
körperlich zu präsentieren. Bekanntlich suchte sie dabei immer wieder
Kontakt (Neptun herrscht im siebten Haus) zu Leuten, mit denen zusammen sie
sich medienwirksam darstellen konnte.
12. Pluto steht im zwölften und
herrscht im dritten Haus (Skorpion)
Auf der öffentlichen Bühne (12.
Haus) eine Art Idol (Pluto) zu werden, und zwar wesentlich mit Hilfe des
eigenen geschlechtsidealtypischen Aussehens und perfekt eingeübten
Bewegungsabläufen (3. Haus: Skorpion) mag nicht jedem Horoskopeigner mit
dieser Konstellation auf Anhieb gelingen. Madonna hat es verwirklicht, nach
ihrem Motto 'Express yourself'!
Das Gleiche ist nicht Dasselbe
- Menschen mit ähnlichen Mondkonstellationen
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Was haben Revolutionsführer Lenin, Schauspieler
Heinz Rühmann und Philosoph Jean Paul Sartre gemeinsam? Anhand eines eigenen Beratungsfalles und dreier
biographischer Studien werden Parallelen und Unterschiede einer sehr
individuellen astrologischen Konstellation aufgezeigt: Des Mondes im Zeichen
Wassermann im zweiten Haus als Herrscher des achten Hauses. Ferner wird mit
Hilfe von Originaltexten der Horoskopdeutung 'Querverbindungen' kritisch
hinterfragt, inwieweit Astrologie im Blindversuch, also ohne konkretes
Gegenüber sinnvoll ist.
Wer versucht, astrologische Aussagen unvoreingenommen zu prüfen, diese
also weder pauschal ablehnt noch blind glaubt, sollte zweierlei Kritik von
Skeptikern ernstnehmen:
Setzt man eine zeitliche Gleichverteilung von
Geburtszeitpunkten voraus, so dürfte die statistische Wahrscheinlichkeit
einer Kombination aller drei genannten Mondkonstellationen für Geburten im
europäischen Raum bei 1 : 288 (also 0,35 Prozent) liegen. (Berechnung: 1/12
für Mond im Wassermann x 1/12 für den Mond im 2. Haus x 1/2 da das Zeichen
Krebs in diesem Fall sowohl im 7. wie auch im 8. Haus herrschen kann.)
3. Auszug aus der Horoskopanalyse
QUERVERBINDUNGEN
Für Klient X, Lenin, Rühmann und Sartre würde Querverbindungen zunächst in
gleicher Weise folgendes von sich geben,
lesen Sie hier.
Herr X stammt aus einer Lehrerfamilie, welche von einer starken
protestantischen Religiosität geprägt war, die weit über traditionelle
Kirchlichkeit hinausging. Christliche Wertvorstellungen [8] wurden praktisch
gelebt [2] in Bibelkreisen, sozialem Engagement, Gottesdiensten und
volksmissionarischen Veranstaltungen. Als familiäre Leitfigur erlebte X
seinen Vater, der auch in alltäglichen Angelegenheiten seinen Standpunkt mit
unabdingbarer Festigkeit zu untermauern und hartnäckig zu verteidigen
wusste. Im Empfinden von X opferte [8] die Mutter, ebenfalls eine
ausgebildete Lehrerin, nicht selten ihre eigenen Lebensentwürfe und Wünsche
dem Familienzusammenhalt [2]. Ihre Vorstellung von einer christlichen Ehe
[8] gebot es, Konflikte zu beenden und wieder im Einvernehmen zu sein [2],
bevor ein Tag zu Ende ging. Angesichts der argumentativen Übermacht seines
Vaters empfand es X als zunehmend sinnlos, in verbalen Auseinandersetzungen
einen Konsens herstellen zu wollen und ging deshalb schon früh dazu über,
Diskussionen mit ihm zu vermeiden bzw. durch mehrdeutige Aussagen abzukürzen
[
5. Wladimir Iljitsch LENIN (biographische Studie)
Die Kindheit Lenins weist etliche Parallelen zu Klient X auf: Lenins Eltern,
der eigentliche Familienname lautete Uljanow, waren ebenfalls beide Lehrer,
eine gut situierte Beamtenfamilie, orthodox religiös mit einer fast
puritanischen Prägung, die dem Äußerlichen, Dekorativen wenig Gewicht gab
und der Bildung einen hohen Stellenwert einräumte. Der Vater war (wie bei X)
eifernd religiös, wohingegen die Mutter zwar ihre traditionelle Rolle in der
Familie [2] ausfüllte, jedoch dem Missionsgeist des Vaters eher kühl
gegenüberstand [
6. Heinz RÜHMANN (biographische Studie)
Kaum ein anderer deutscher Schauspieler gilt in stärkerem Maße als zeitloses
Vorbild [8]. Er vermittelte Generationen das Gefühl, wie auch der kleine
Mann, ‘einer von uns’ [2], quasi ein Familienmitglied, mit Witz und
Hintersinn, einem lachenden und einem weinenden Auge [
7. Jean Paul
SARTRE (biographische Studie)
Die philosophische Richtung [8] des Existentialismus [2], als deren
Hauptvertreter Sartre gilt, der Titel seines wohl bekanntesten Werkes ‘Das
Sein [2] und das Nichts [8]’ (1943) und sein bekanntes Querdenkertum [
Bildnachweise siehe unten
Inhalt:
1. Gesunde Skepsis verlangt nach einer konsequenten Systematik in der Horoskopdeutung
2. Wassermann-Mond im zweiten Haus als Herrscher von Haus acht
3.
Auszug aus Querverbindungen
4. Klient X (Beratung)
5. Wladimir Iljitsch LENIN (biographische Studie)
6. Heinz RÜHMANN (biographische Studie)
7. Jean-Paul SARTRE (biographische Studie)
8. Grenzen einer standardisierten Horoskopinterpretation
1.Gesunde Skepsis verlangt nach einer konsequenten Systematik in der Horoskopdeutung
a. den Vorwurf der Gleichmacherei.
Eine Analyse, die Zerlegung des Horoskops in seine Einzelteile, ergibt
natürlich auch isolierte Aussagen, welche für relativ viele Horoskopeigner
in gleicher Weise Gültigkeit beanspruchen. Alle Personen mit dem Mond im
Wassermann müssten demnach bestimmte Gemeinsamkeiten aufweisen. Dass die
betroffenen Menschen trotzdem völlig unterschiedlich sind, kann eine um
Glaubwürdigkeit kämpfende Astrologie noch relativ leicht wegstecken: Das
gleiche ‘Bauteil’ sage ja noch nichts über die Gesamtstruktur eines
Individuums aus. Erst eine Synthese, welche die Einzelfaktoren des Horoskops
gewichtet und zueinander in Beziehung setzt, ergäbe eine treffende
Charakterisierung, gleich einem kosmischen Fingerabdruck.
Dieses -
grundsätzlich richtige - Argument bietet dem Astrologen jedoch auch einen
Freibrief, es mit der Überprüfung der Einzelaussagen (aus denen sich seine
Synthese schließlich zusammensetzt) nicht so genau zu nehmen. Vielmehr lässt
sich die scheinbare Lebensproblematik eines Klienten oder einer bekannten
Persönlichkeit, deren Biographie wir studieren, viel widerspruchsfreier mit
dem Horoskop zur Deckung bringen, wenn wir die jeweils ‘passenden’ Faktoren
stärker betonen. Für das was der Mond nicht hergibt, muss dann schon mal das
Anderthalbquadrat von Venus zu Saturn herhalten... Der Verdacht eines
solchen ‘Zurechtbiegens’, aber auch die Vielzahl der auf dem Markt
vorhandenen astrologischen Methoden mit Ihren unterschiedlichsten
technischen und inhaltlichen Schwerpunkten, bringt der Astrologie einen
wesentlich gravierenderen Vorwurf ein, nämlich
b. den Vorwurf
der Beliebigkeit. Um diesem entgegenzuwirken, sollten Methode und
inhaltliche Gewichtung bei der Horoskopdeutung vorher festgelegt und auf
jedes zu deutende Horoskop konsequent angewendet werden, auch auf die Gefahr
hin, dass die so entstehenden Aussagen dann auf Widerspruch stoßen bzw. sich
als objektiv falsch herausstellen. ‘Blind’-Deutungen, die alleine auf der
Grundlage der Radix erstellt werden, ohne den Horoskopeigner auf anderem
Wege einschätzen zu können, zeigen ungefiltert auf, was eine astrologische
Methode interpretativ zu leisten vermag. Der damit verbundene Zeitaufwand
stellt das Haupthindernis für eine umfangreiche Erprobung dar.
Computeranalysen leisten hier zum Teil Beachtliches, lassen aber oft den
roten Faden vermissen. Isoliert gedeutete Einzelaspekte vermitteln dem Leser
manchmal eher den Eindruck eines Puzzlespiels. Ein Zuviel an
allgemein-astrologischen Erklärungen kann den eigentlichen Deutungstext in
den Schatten stellen. Im anderen Extrem bleibt ohne jede Erläuterung
hingegen gänzlich undurchschaubar, wie die Aussagen hergeleitet wurden,
worauf ja gerade Menschen Wert legen, die es gewohnt sind, kritisch zu
denken.
Völlig entkräften lässt sich der Vorwurf der Beliebigkeit
selbst bei einem - innerhalb der Methode - ‘sauberen’ und nachvollziehbaren
Vorgehen jedoch erst, wenn auch der Skeptiker bereit ist, sich auf die
hermeneutische Denkweise der Astrologie einzulassen. Das bedeutet
anzuerkennen, dass eine astrologische Konstellation theoretisch unendlich
viele, aber eben nicht beliebige inhaltliche Entsprechungen haben kann. Eine
mögliche Annäherung besteht nicht zuletzt darin, dass auch der Astrologe,
wenn er nicht zum gläubigen Fundamentalisten werden will, gut daran tut,
immer wieder einmal an der Richtigkeit seines Ansatzes zu zweifeln...
Am Anfang meiner Ausbildung an der Schule für Transpersonale Astrologie
1994 begann ich Deutungs-Textbausteine zu formulieren, die mit Hilfe eines
intelligenten Auswertungsprogrammes (Querverbindungen) per Computer zu einer
umfassenden Radixinterpretation zusammengebaut werden. Bereits im Vorfeld
einer Beratung und ohne Zeitdruck sollten potentielle Klienten entscheiden
können, inwieweit der beschrittene Weg ihnen überhaupt entspricht und ggf.
selbst die Punkte herausfinden, von denen sie sich eine Vertiefung im
Gespräch wünschen. Die Deutungssmethode der TPA kommt hier durchgängig zur
Anwendung, und zwar nicht nur als Aneinanderreihung von Einzelbausteinen,
sondern indem auch die Zusammenhänge der einzelnen Horoskopfaktoren
untereinander eingearbeitet werden.
Der Möglichkeit, zeitsparend und
damit kostengünstig jedem astrologisch Interessierten eine systematische und
nachvollziehbare Deutung an die Hand zu geben, standen natürlich eine Reihe
von Problemen gegenüber: Neben dem immensen Programmierungs- und
Formulierungsaufwand für die zahlreichen Textvarianten war es vor allem die
Frage, welche Inhalte wieviel Raum einnehmen sollen, um den Leser weder mit
einer Informationsflut zu überfordern noch ihm seltenere (aber vielleicht
gerade zutreffende) Entsprechungen vorzuenthalten. Kompromisse müssen ferner
geschlossen werden zwischen der Notwendigkeit, ein Problembewusstsein zu
schaffen, mögliche wunde Punkte anzusprechen, und der angenehmeren Aufgabe,
Chancen und ‘nette’ Seiten einer Konstellation darzulegen...
2. Wassermann-Mond im zweiten Haus als
Herrscher von Haus acht
Grund genug also für die Annahme, dass Menschen mit dieser
Mond-Kombination im Horoskop deutliche Parallelen hinsichtlich ihres
individuellen Erlebens, ihrer grundlegenden Empfindungsweisen, aufweisen
müssten. Im Folgenden soll anhand von einem Beispiel aus meiner
Beratungspraxis und drei Horoskopen bekannter Persönlichkeiten versucht
werden, Belege für diese These zu finden.
Von einer ‘Beweisführung’
im wissenschaftlich-operationalen Sinn ist dies natürlich weit entfernt. Der
astrologische Sachverhalt lässt eine Fülle von psychischen und
biographischen Verwirklichungsmöglichkeiten zu, und auf deren Vorhandensein
kann wiederum nur indirekt aus Äußerungen bzw. Verhaltensweisen der
betreffenden Personen geschlossen werden. Weiterhin wirft sich die Frage
auf, wie stark der Mond als passives Prinzip überhaupt auf die Art und Weise
abfärbt, wie sich ein Mensch aktiv und für andere wahrnehmbar ins Leben
einbringt. Trotz dieser Einschränkungen wird angenommen, dass wir unser
Leben in wesentlichen Punkten nur so gestalten können, wie es der
Vor-Auswahl durch unsere Wahrnehmung, unserem Erleben, entspricht.
Alle vier besprochenen Personen müssten demnach - zwar in unterschiedlicher
realer Erscheinungsform, aber dennoch astrologisch-hermeneutisch eindeutig
zuordenbar - folgendes gemeinsam haben:
-- ein distanziertes bis originelles,von
Widersprüchlichkeiten, Gegensätzen und hohen Idealen geprägtes Erleben =
Mond im Wassermann, im laufenden Text: []
- dieses Erleben richtet
sich auf Konkretes, Materielles, den eigenen Körper oder das eigene
Verwurzelt sein = Mond im zweiten Haus, im laufenden Text: [2]
- das
so beschriebene Empfinden der eigenen Existenz dient dazu, abstrakte
Prinzipien zu entwickeln bzw. solchen gerecht zu werden = Mond als Herrscher
von 8, im laufenden Text: [8]
Diese Kurzcharakterisierung
genügt natürlich nicht, um den Bedeutungsgehalt, insbesondere der beiden
beteiligten Horoskophäuser, auch nur annähernd auszuleuchten. Eine größere Liste von
Entsprechungen der Hausachse 2/8 finden Sie
hier
].
Trotzdem entwickelte er sich zunächst durchaus im Sinne seiner
Eltern, absolvierte brav seine Bildungsgänge und engagierte sich in der
kirchlichen Jugendarbeit. Obwohl es in seinem frommen Umfeld durchaus ‘in’
war, den Kriegsdienst zu verweigern und man sich der moralischen wie auch
konkreten Unterstützung kirchlicher Berater bei der Gewissensprüfung sicher
sein konnte, zog X es vor, in die Grundausbildung einzutreten. Nicht etwa,
weil diese ihm zu hart gewesen wäre, sondern weil ihm der Militärdienst [8]
in seiner praktischen Form [2] als sinnlose Zeitverschwendung erschien,
entschloss er sich nach zwei Monaten zur Verweigerung [], um seinen
Zivildienst in einer Behinderteneinrichtung abzuleisten, wo er hauptsächlich
mit genetisch geschädigten Kindern [8] zu tun hatte und - laut eigener
Aussage - wertvolle Lebenserfahrungen sammeln konnte.
In diesen
Jahren wandelte sich seine religiöse Einstellung in eine eher
kirchenskeptische. Sein Psychologiestudium [8] brach er in den
Anfangssemestern ab [], weil er darin zu wenig konkret Anwendbares und zu
unsichere Berufschancen [2] erblickte. Er wurde ein erfolgreicher Zahnarzt
und verdient seither sein Geld [2] damit, bei anderen Menschen in intimste
körperliche Bereiche vorzudringen [8], wobei er selber - seiner beruflichen
Rolle entsprechend - einen kühlen Kopf [
] behält.
Einer der
Hauptgründe, warum X mich konsultierte, waren massive Angstgefühle und
stressbedingte Erschöpfungszustände, die auch seine Arbeitsfähigkeit
bedrohten. Paradoxerweise [] waren diese zum ersten Mal aufgetreten, als
seine Zahnarztpraxis nach anfänglicher hoher Schuldenbelastung [8] schwarze
Zahlen schrieb und sich als solide Existenzgrundlage [2] erwies. Obwohl er
seine objektive Arbeitsbelastung als erträglich schilderte, erschien ihm
zeitweise jede Behandlungssituation furchtauslösend und er hatte mitunter
Mühe, körperlich [2] durchzuhalten.
Angesichts der deutlichen
Zweithausbetonung seines Horoskops, fragte ich ihn, ob er denn nicht im
Grunde ein sehr sicherheitsorientierter Mensch sei und inwieweit er
vielleicht schon früher unter Existenzängsten gelitten habe. Dies war - mit
Ausnahme von Universitätsprüfungen, für die er sich meist äußerst
kurzfristig vorbereitet hatte - nie der Fall. Das Gespräch ergab, dass er
sich in Übergangssituationen [] immer wohlgefühlt hatte. Während der
Studienzeit hatte seine Ehefrau [8] das Geld [2] verdient und Absicherung
war kein Thema gewesen. Das änderte sich jedoch, als es daran ging, eine
Familie zu gründen. In der Logik meines Klienten waren zwei Dinge fest
miteinander verknüpft: Die Zeugung eines Kindes [8] bedingte andererseits
die Gründung der eigenen Praxis als Einnahmequelle der Familie [2] und als
individuelles Verwirklichungsgebiet [
].
Erstaunlicherweise besserte
sich sein psychischer Zustand immer dann, wenn er daran dachte, seine
gutgehende Praxis (mit Verlust) zu verkaufen, etwa um mit seiner Familie für
einige Jahre in ein Entwicklungsland zu gehen und dort Dienst zu tun, oder
sich ein alternatives Betätigungsfeld in Zusammenarbeit mit anderen
Zahnärzten bzw. als Angestellter zu suchen. Obwohl sich bisher nichts
dergleichen konkret ergeben hatte, zeigte alleine das ernsthafte Nachdenken
über solche Alternativen einen therapeutischen Effekt! Ich wies ihn auf die
Möglichkeit hin, dass seine frühere Sorglosigkeit in Sachen
Existenzsicherung eine Art Flucht nach vorn gewesen sein könnte, mit der er
sein ausgeprägtes Pflichtgefühl [8] und ambivalentes Sicherheitsbedürfnis
[/2] überkompensiert hatte. Praxisgründung, Vaterrolle (und der fast
zeitgleiche Tod seines eigenen Vaters) bedeuteten aus meiner Sicht ein
endgültiges Erwachsenwerden, ein enormes Maß an Verantwortung, welches
gleichzeitig die bisherige Strategie im Umgang mit Sicherheitsfragen
vereitelte.
Weil X seine Praxis offensichtlich mit großem Engagement
aufgebaut hatte und eine Angestelltentätigkeit ihm womöglich andere
Abhängigkeiten und geringere Handlungsspielräume eingebracht hätte, warnte
ich ihn vor einem voreiligen Verkauf. Auch über die Hinzunahme eines
Compagnons hatte er selbst schon nachgedacht, wobei ihm allerdings ein hohes
Maß an Freiheit bleiben müsste. Der ideale ‘Zweite’ wäre bestimmt nicht
leicht zu finden. Vielmehr riet ich ihm, er solle versuchen, an den
Alltagsroutinen und der Etabliertheit seiner Berufssituation etwas zu ändern
und alternative Heilmethoden weiterzuverfolgen, die ihn schon seit Anfang
seiner Tätigkeit gereizt hatten. Je mehr er die Praxis als zeitweises
Projekt sehen könne, welches seinen individuellen Stempel trägt und über
dessen Form und Dauer er allein entscheide, desto leichter würde ihm der
Umgang damit fallen. Auf meine Nachfrage hin teilte er mir mit, dass seine
Frau fast alle denkbaren beruflichen Entscheidungen mitzutragen bereit sei
und in keiner Richtung Druck auf ihn ausübe.
Bildnachweise siehe unten
]. Das Kind Wladimir wird als lebhaft geschildert mit einem
regen ‘Forschungsinteresse’, das ihn oft veranlasst habe, seine Spielsachen
[2] zu zerbrechen [
], um deren Innenleben zu ergründen [8]. Auch dieses
Detail trifft übrigens auf das Kindheitsverhalten von X zu. Nichts ließ den
Berufs[2]revolutionär[
], Chefideologen [8] und ersten Machthaber der
Sowjetunion vorausahnen, weder politisches Interesse, noch irgendwelche
Auffälligkeiten in der Schule. Schulzeugnisbemerkungen sprachen lediglich
von einer gewissen Reserviertheit [
] und Lenins Gymnasialdirektor soll
geäußert haben, die ‘Fähigkeit, starke Empfindungen kontrollieren zu können’
[8] sei ‘eine Familieneigenschaft’ [2]. Als einschneidendste Lebenswende,
die den bis zu seinem 16. Lebensjahr orthodox gläubigen Lenin wahrscheinlich
veranlasste, Atheist zu werden und seinen hinlänglich bekannten Lebensweg
als Revolutionär einzuschlagen, wird übereinstimmend die Hinrichtung seines
großen Bruders Alexander genannt, der 1887 an der Planung eines Zarenmordes
beteiligt war. Lenin zeigte oder erwähnte die damit verbundene Verletzung
jedoch offiziell nie.
‘Während alle anderen Marxisten dahin
tendierten, der sozialen Entwicklung oder dem Kapitalismus oder der
Geschichte die Hauptrolle <in der Revolution; Anm. d. V.> zu überlassen, war
Lenin, der fortgesetzt über die ‘Einheit von Theorie [8] und Praxis [2]‘
nachdachte, ein Aktivist.‘ Angesichts der zusätzlichen Konstellationen Sonne
im 5. Haus und Mars als Aszendentenherrscher (Skorpion) an der Spitze des 5.
Hauses erscheint dies auch nicht verwunderlich. Allerdings hielt er sich bei
entscheidenden revolutionären Kampfhandlungen meist nicht an der Front auf,
sondern gab aus der Distanz [] strategische Ratschläge. Das Hauptverdienst
von Lenins Buch ‘Was tun?’ (1902) lag nach Meinung des Biographen Possony
darin, ‘dass Lenin aus einer Auswahl von Gedanken der marxistischen Lehre
[8] und der russischen Überlieferung [8] eine Synthese schuf und das
‘Wesentliche beider Elemente bewahrte’ [2] ... Mit einem Wort, er verlieh
der unklaren Vorstellung [8] der Marxschen Revolution [
] auf
strategisch-taktischem Gebiet realistische Züge [2].’ Gerade die praktische
Umsetzung von Lenins ideologischem Ansatz, nämlich der Versuch,
Verteilungsgerechtigkeit [
] durch Enteignung [8] der Bauern [2]
herzustellen, führte jedoch in den Jahren nach der Oktoberrevolution zu
Engpässen [8] in der Nahrungsmittelversorgung [2] und zwang die Sowjetunion,
ausländische Hilfe in Anspruch zu nehmen und ideologische Zugeständnisse an
den Kapitalismus [
] zu machen!
Aus den eher spärlichen Informationen
über Lenins Privatleben lässt sich entnehmen, dass seine Ehefrau [8]
Nadeshda Konstantinowa Krupskaja verstärkt die Funktion einer perfekten
Assistentin hatte, welche ihn in der Verfolgung der gemeinsamen Ziele
praktisch unterstützte [2]. Leidenschaft schien in ihrer Beziehung eine eher
untergeordnete Rolle zu spielen []. Lenin hatte eine recht labile
Gesundheit. Er unternahm vor seinem Machtantritt häufig (von seiner Mutter
finanzierte) Reisen nach Mitteleuropa, die den Ausreisebehörden gegenüber
zur medizinischen Behandlung und körperlichen Stabilisierung [2] dienen
sollten, die er aber parallel dazu auch für seine ideologischen Studien und
geheimen Kontakte [8] mit Gesinnungsgenossen [
] nutzte. Interessanterweise
schien ihm Absonderung [
] gut zu tun: ‘Es war überraschend, dass Lenin in
der fast völligen Isolation <winterliches Versteck in einer Scheune während
der Revolution; Anm. d. V.> seine Depression verlor. Er war in der Lage,
mehrere Artikel zu schreiben und an ‘Staat und Revolution’ zu arbeiten.’
Auch einen Gefängnisaufenthalt bezeichnete Lenin einmal im Nachhinein als
äußerst produktiv für seine literarische Arbeit. Er klagte zeitlebens über
‘lästige Magenbeschwerden’ [Mond] und starb vermutlich - ähnlich wie sein
Vater - an einer Gehirn[Mond]blutung infolge Überarbeitung.
Bildnachweise siehe unten
] sein Lebensrecht
behaupten kann. Seine Eltern bezeichnete er selbst als extrem
unterschiedliche Naturen [
]. Der Vater, ein sehr geselliger, lustiger und
trinkfreudiger Gastwirt, nahm ein tragisches Ende durch Selbstmord, nachdem
die Mutter ihn aufgrund seiner Eskapaden und mehrfachen Konkurse
hinausgeworfen hatte. Die von ihm sehr verehrte Mutter ist das blanke
Gegenteil, still und zurückhaltend, aber mitten im Leben stehend [2]: ‘Immer
wieder versuchte sie, das Erreichte zu mehren oder wenigstens zu bewahren.’
Rühmann spricht ausführlich von seiner ‘Technik[]besessenheit[8]’,
welche ihn veranlasste, jede Mark in die von ihm so geliebten Motorvehikel
zu investieren und die darin gipfelte, dass er auf seiner ersten
Popularitätswelle reitend praktisch am Fließband filmte, um in den Besitz
[2] seines ersten eigenen Flugzeugs [
] zu kommen. Nicht nur ‘Quax, der
Bruchpilot’, sondern auch die Tricks und Beziehungen, mit denen er sich
trotz Kriegszeit immer wieder Kerosin und Flugerlaubnisse verschaffte,
brachten ihm den (unzutreffenden) Ruf einer militärischen Vergangenheit und
unbequeme Fragen bei der Entnazifizierung [8] ein. Die Identifikation mit
dem Idol ging offenbar so weit, dass Menschen steif und fest behaupteten,
sie seien mit ihm an der Front bzw. in diesem oder jenem Lazarett gewesen
und erst klein beigaben, wenn sie als Zeugen geladen wurden. Rühmann hatte
eine vierwöchige Grundausbildung absolviert und war seither nie in
militärischem Einsatz. Dass man ihm den ‘braven Soldaten’ und Linientreuen
[8] viel besser abnahm, als es ihm lieb war, deutet sich auch in der
Doppelherrscherschaft seines achten Hauses an: Leitbildhaftes wird nicht nur
verkörpert [Mond als Herrscher von 8 in 2], sondern auch aktiv dargestellt
[Sonne als Mitherrscher von 8 in 3].
Obwohl er, den die Nazis gerne
noch weit mehr als Aushängeschild benutzt hätten, viele Schlupflöcher [] im
Machtapparat fand, ohne sich direkt zur Ideologie bekennen zu müssen, war
seine Existenz [2] immer wieder drastisch mit Krieg, staatlichem Zwang und
Militär [8] verwoben. Erstens: Seine erste Ehefrau [8] Maria Bernheim,
selbst eine begabte Schauspielerin, die ihren Beruf aufgegeben und jahrelang
seine Karriere gemanagt hatte[2], war Jüdin. Auf massiven Druck und das
Ausbleiben von Engagements [2] hin einigte man sich auf die Scheidung und
sie wurde pro forma mit einem schwedischen Schauspielerkollegen verheiratet,
was sie vorläufig dem Zugriff der Nazis [8] entzog. Später emigrierte sie
nach Stockholm und bekam von Rühmann finanzielle Unterstützung, was trotz
der strengen Devisenbestimmungen durchging.
Zweitens: Damit sein
Film ‘Die Feuerzangenbowle’ ein Kassenerfolg [2] werden konnte, ging er auf
höchst unkonventionelle Weise [] vor. Der Film war 1943 vom zuständigen
Reichsminister Rust wegen angeblicher Lächerlichmachung der Pädagogen
verboten worden. Um sich trotzdem bei Göring die Genehmigung zu holen,
erhielt er eine Audienz in der Machtzentrale schlechthin, dem gut
versteckten Führer-Hauptquartier [8], woraufhin ihm nach einem Tag
beschieden wurde, alles was zum Lachen anrege [
], sei umgehend zu
genehmigen. Drittens: In den letzten Kriegstagen betraten deutsche Soldaten
[8] seinen Vorgarten [2], hoben Schützengräben aus und erklärten diesen zur
‘Hauptkampflinie’, worauf Rühmann ihnen Wein aus seinem Keller anbot [
].
Sein Haus wurde zwei Tage später als einziges in dem Berliner Vorort
beschossen und brannte völlig nieder.
Rühmanns ambivalentes
Verhältnis [] zu Substanzbildung [2] und Bindungen [8] wurde insbesondere
deutlich, als er nach dem Kriege (entgegen dem Rat seiner zweiten Frau Herta
Feiler) mit einem Companion zusammen die Filmgesellschaft Comedia OHG
gründete. Das Ganze endete 1952 im Konkurs [8], weil es kaufmännisch
überproportioniert war [auch Jupiter in 2] und vor allem, weil die
inhaltlich anspruchsvollen Filme offenbar nicht dem Wunsch nach
unkomplizierter Unterhaltung in der Nachkriegszeit entsprachen. Rühmann
musste jahrelang die Hälfte seiner Einnahmen an den Gerichtsvollzieher [8]
abgeben, erhielt kaum mehr lukrative Engagements und geriet so auch als
Schauspieler in eine tiefe Krise. Die Zeit des jugendlichen Helden und
Naturburschen [2] war vorbei und seine neueren Versuche schienen nicht
verstanden zu werden. Rückblickend schrieb er:
‘Heute will ich diese
Zeit nicht missen; ich habe sie gebraucht für meine Entwicklung ... Ich habe
Menschen kennengelernt, wie sie sind und nicht sind ... Ich habe mich an
leise Töne erinnert, die ich früher mal hatte, an Pausen ... Nicht immer nur
reden, quatschen, möglichst viele Pointen servieren und dem Applaus
nachjagen ... Ich wurde bescheidener, habe meinen etwas zu groß geratenen
Hut [2/Konjunktion Jupiter] abgesetzt und in die Hand genommen ... Wie oft
bin ich gefragt worden: war der Weg zum Charakterdarsteller schwer? Ich gab
meist eine ausweichende Antwort []. Ich konnte doch nicht jedem erklären,
dass ich mich gehäutet [8] hatte und damit der Wunsch in mir laut wurde nach
wertvolleren, reiferen, nachdenklichen und ernsten Aufgaben.[8]’
In
Rühmanns späteren Rollen finden sich denn auch erstaunlich viele
Entsprechungen des achten Hauses: Kriminalkommissar (Es geschah am
helllichten Tag, 1958, Maigret und sein größter Fall, 1966); Buchhalter
(Menschen im Hotel, 1959, Geld oder Leben, 1966, Grieche sucht Griechin,
1966); Steuerbeamter (Ein Mann geht durch die Wand, 1959); Soldat (Der
Hauptmann von Köpenik, 1956, Der brave Soldat Schweijk, 1960); der
kriminalistisch tätige Pater Brown (mehrere Filme); Witwer (Meine Tochter
und ich, 1963); Professor, der ein Freudenhaus erbt (Das Haus in Montevideo,
1963); Atomspion (Vorsicht, Mr. Dodd!, 1963); Medizinprofessor (Dr. med.
Hiob Prätorius, 1964); deutscher Jude (Das Narrenschiff, 1965); angeblich
Toter (Hokuspokus oder Wie lasse ich meinen Mann verschwinden?, 1965); Der
Pfandleiher (Fernsehspiel 1971)
Mit zunehmender Genialität nahm sich
Rühmann die Freiheit heraus, isoliert und ganz für sich sein zu dürfen [],
was er als seinen ‘Käfig’ bezeichnet. Ein abgeschottetes Hotelzimmer, in dem
außer ihm nur ein Dompfaff [
] lebte, Wandschirme im Studio und ein
Wohnwagen bei Außenaufnahmen waren unabdingbare Voraussetzungen damit er
während seiner Arbeit existieren konnte [2]. Diese ‘Schrulligkeit’ und die
kompromisslose Präzision [8], mit der er seine Rollen vorbereitete und
spielte, gehörten zu seinen Markenzeichen. Er starb am 3. Oktober 1994 und
wird wohl noch lange ein Identifikationssymbol für Generationen bleiben.
Zur Ergänzung soll hier noch ein weiterer Textbaustein eingefügt werden,
der nur in Heinz Rühmanns Querverbindungen aufgrund der Konjunktion
seines Mondes mit Jupiter vorkommt:
Lesen Sie hier.
Bildnachweise siehe unten
],
mit dem er sich zeitlebens zwischen alle Stühle setzte, Anhänger wie Gegner
verblüffte, zeigen von allen vier Horoskopbeispielen am deutlichsten, wie
der Mond im Wassermann als Herrscher von 8 in 2 zum Lebensprogramm werden
kann.
Die Situation zwischen den Stühlen [] prägte Sartres
Lebensgefühl von klein auf: Nachdem sein Vater, ein Marineoffizier, an einer
Tropenkrankheit gestorben war, lebte der damals Zweijährige mit seiner
Mutter bei den Großeltern, ‘zwischen zwei Frauen und einem Greis’ . Obwohl
der sehr resolute und belesene Großvater ihm zum Vorbild wurde, dürfte der
Junge sich wohl eher in einer Art Gaststatus als in der unerschütterlichen
Geborgenheit einer normalen Familie gefühlt haben, zumal sich ja auch seine
Mutter wieder weitgehend in der abhängigen Tochterrolle befand. Sartres
frühe Lese- und Schreibbegeisterung diente wesentlich dazu, seinem strengen
Großvater [8] zu imponieren, das Wunderkind zu spielen [
] und sich dadurch
eine Art Daseinsberechtigung [2] zu verdienen. Dieses Gefühl, in die Welt
geworfen zu sein, letztlich nicht dazuzugehören und sich trotzdem mit seiner
Rolle zu arrangieren, der Notwendigkeit gehorchend sein Bestes zu geben,
kann man als Ausgangspunkt von Sartres Daseinsentwurf verstehen: ‘Jedes
Individuum [2] ist ein Produkt des Zufalls [
], obwohl es am Ende [8] dafür
verantwortlich ist, was es aus sich gemacht hat.’ Die Freiheit des Menschen
besteht also im Wesentlichen darin, eine Existenz zu wählen, auf deren
Zustandekommen er keinen Einfluss hatte.
Kennzeichnend für diesen
Ansatz ist die Ablehnung jeglicher Mystik als Erklärung oder Sinngebung der
Existenz. Die zum Bürgertum - aus dem er ja selbst stammte - gehörige
Religiosität und Kirchlichkeit bekämpfte Sartre aufs Schärfste, wohingegen
er dem definitionsgemäß atheistischen und thematisch an der unterdrückten
Arbeiterklasse ausgerichteten Sozialismus zwischenzeitlich fast etwas
unkritisch gegenüberstand (eine Parallele zu Lenin). Nichtsdestotrotz bleibt
seine Feststellung ernst zu nehmen, dass ein Mensch seinen grundlegenden
Sinn im Sich-Einlassen, der Hingabe [8] an sein konkretes Dasein [2] erlebt:
"Das Erhellen des Seins [2/] geschieht also
vom Nicht-Sein [8] aus: ich verstehe den Zustand Frankreichs, meiner
politischen Partei, meiner konfessionellen Gruppe [2], indem ich davon
ausgehe wie ich ihn gern hätte [8], wie ich entwerfe, ihn werden zu lassen
... die Ignoranz ist eine Weigerung, durch das Sein betroffen zu sein ...
Die Wahrheit [8] ist nicht wahr, wenn sie nicht gelebt [2] und getan wird.
Eine Offenbarung von Untreue ist falsch. Aber dazu beitragen, eine Ehe zu
verwirklichen, und aufzulösen (Verantwortung beider), erlaubt Ihnen als
Mann, den Ehebruch eben in dem Augenblick zu entdecken, in dem die Frau
drauf und dran ist, ihn zu begehen."
Es scheint, dass Sartre
zeitlebens um seinen Standort gerungen hat zwischen Realitätsbezug [2], dem
Wunsch, dass das Leben sich aus sich selbst heraus erklärt und andererseits
seiner Vorstellungsbezogenheit [8], die ja letztlich einen irgendwie
gearteten Glauben, ein Dogma beinhalten musste. So ist es nicht
verwunderlich, dass man ihm gelegentlich vorwarf, die Meinung, wenn nicht
sogar das Lager gewechselt [] zu haben.
Sartres Dilemma bestand
nicht zuletzt darin, aus den Dingen an sich, der Welt, so wie sie ist [2]
Prinzipien ableiten zu wollen [8], dabei aber dem Körperlich-Materiellen
gegenüber Distanz wahren zu müssen [], weil er sehr schnell einen Ekel
davor entwickelte. Dieses Thema behandelte er in seinem gleichnamigen Roman:
"Die Wurzel [2] des Kastanienbaums bohrte
sich in die Erde, genau unter meiner Bank ... Ich saß da, etwas krumm, den
Kopf gesenkt, allein dieser schwarzen und knotigen, ganz und gar rohen Masse
gegenüber, die mir Angst machte ... Alle diese Gegenstände [2] ... wie soll
ich sagen? Sie belästigten mich; ich hätte gewünscht, sie würden weniger
stark existieren, auf trockenere, abstraktere Weise [8], mit mehr
Zurückhaltung ... Ich begriff, dass es keine Mitte gab [] zwischen der
Nichtexistenz [8] und dieser überschäumenden Fülle [2]. Wenn man existierte
[2], müsste man bis dahin existieren, bis zum Verschimmeln, zur
Aufgedunsenheit, zur Obszönität [8]."
Konsequenterweise wählte
Sartre einen Lebensstil minimalster Etablierung. Er bewohnte meist einfache
Hotelzimmer anstatt feste Quartiere anzumieten oder zu kaufen. Mit seiner
Lebensgefährtin Simone de Beauvoir schloss er Verträge auf Abruf, welche die
Sicherheit [2] der Verbindung [8] bei gleichzeitiger maximaler Freiheit []
gewährleisten sollten.
In einem Interview sprach Sartre offen über
sein Verhältnis zu Geld und Status: ‘
Playboy: Aber haben Sie mit
diesen Verfilmungen nicht viel Geld verdient? ... Sartre: Das stimmt. Und
ich habe tatsächlich beträchtliche Summen zur Verfügung [2]. Aber ich habe
auch zahlreiche Verpflichtungen [8]. Im Übrigen hasse ich es, Besitz zu
haben. Es kommt mir immer so vor, dass wir besessen sind [8] von den Dingen,
die wir besitzen [2] - ob es sich um Geld oder käufliche Dinge handelt. Wenn
mir etwas gefällt, dann habe ich immer Lust, es irgendjemandem zu schenken.
Das hat nichts mit Großzügigkeit zu tun - es ist mir ganz einfach lieber,
die anderen von den Dingen besessen zu sehen []. ...
Playboy: ...
Aber wie steht es mit dem Ruhm? Befriedigt Sie die weltweite Anerkennung,
die Sie genießen? Sartre: In gewisser Weise vielleicht - Aber ich möchte
nicht Sklave meiner Situation werden [], wie sie auch derzeit aussehen mag.
Das hier und jetzt [2] ist ein Zustand, den ich immer als provisorisch [
]
angesehen habe und den ich hinter mir lassen [8] möchte.’
Am 15.
April 1980 starb der bedeutende Philosoph und Schriftsteller, den man auch
als das ‘Gewissen der Welt’ bezeichnet hatte, unter großer Anteilnahme in
Paris.
Das recht exakte Trigon von Mond und Merkur
in Sartres Horoskop würde zusätzlich noch folgenden Text in der
Horoskopanalyse aktivieren:
Lesen Sie hier.
8. Grenzen einer standardisierten
Horoskopinterpretation